Eine bundesweite Studie unter 8.200 Beschäftigten in der Sozialen Arbeit zeigt erschreckende Arbeitsbedingungen: Danach fühlen sich zwei Drittel der Befragten an der Grenze ihrer Belastung, 77 Prozent gehen davon aus, nicht bis zur Rente durchhalten zu können. Auf ihre gut fünf Millionen Klient*innen in Kindertagesstätten, Jugendämtern, Beratungsstellen, Einrichtungen für Menschen mit besonderen Herausforderungen, der migrationsbezogenen Sozialarbeit, der Schulsozialarbeit, der Ganztagesbetreuung an Schulen, den Einrichtungen für Hilfen zur Erziehung, der Wohnungslosenhilfe sowie der offenen Kinder- und Jugendarbeit kommen düstere Zeiten zu.
Zwei von drei der 350 Befragten aus Berlin und Brandenburg fühlen sich häufig oder sogar sehr häufig an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Als Grund nannten sie vor allem die Corona-Pandemie. 82 Prozent gaben an, die Komplexität der Problemlagen ihrer Klient*innen habe während Corona zugenommen. 49 Prozent der Berliner Beschäftigten sagten, die Nachfrage nach Sozialer Arbeit sei mit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen, in Brandenburg waren es 42 Prozent.
Bundesweit 8.200 Beschäftigte aus den verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit hatten sich im November 2022 mithilfe eines Online-Fragebogens an der unabhängigen Studie beteiligt. In der wissenschaftlichen Auswertung zeigt sich deutschlandweit ein hohes Burnout-Risiko der Beschäftigten: Rund 39 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig drei oder mehr Stunden wöchentlich zusätzlich arbeiten zu müssen. 65 Prozent der Befragten stehen bei ihrer Arbeit unter Zeitdruck.
Josephine Roscher, bei ver.di Berlin-Brandenburg zuständig für Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit: „Die Situation und Belastung in der Sozialen Arbeit hat sich in den letzten Jahren immer weiter zugespitzt. Es ist versäumt worden, Fachkräfte entsprechend des Bedarfs auszubilden und die Angebote mit Beschäftigten und Ressourcen auszustatten. Oft ist das Angebot abhängig von der Finanzkraft der Kommunen. Dies führt zu einer prekären Situation für die Beschäftigten und die Adressatinnen und Adressaten in der Sozialen Arbeit.“
Wir senden Ihnen die komplette Studie gern zu.
Prof. Dr. Nikolaus Meyer (Hochschule Fulda) und Dr. Elke Alsago (ver.di- Bundesfachgruppenleiterin): Professionelle Krise nach Corona? Steuerungsbedarf in der Sozialen Arbeit nach der Pandemie (CriCo)
Für Rückfragen: Josephine Roscher, Tel.: 0151 1438 5538, Dr. Elke Alsago, ver.di, Tel.: 0160 9289 4752
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