Seit Donnerstag, den 20.07.2023 befinden sich die Beschäftigten des Großhandels in Berlin-Brandenburg im Warnstreik. Ab Freitag, den 21.07.2023 weitet die Gewerkschaft ver.di den Streik auch auf den Einzelhandel aus. Auch die Beschäftigten von Galeria, die für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze an den Standorten Müllerstraße und Wilmersdorfer Straße kämpfen, beteiligen sich an dem Streik.
Mit der Ausweitung der Streiks reagiert ver.di darauf, dass die Arbeitgeberseite in den Tarifverhandlungen sowohl im Einzel- als auch im Großhandel Angebote vorgelegt haben, die für die insgesamt 290.000 Beschäftigten einen massiven Reallohnverlust bedeuten würden. Im Einzelhandel bieten die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung von 5,3% nach drei Monaten ohne Entgeltsteigerung (ab Oktober 2023). Das entspricht einer Erhöhung der Stundenlöhne von gerade einmal 0,90 Cent. Für die unterste Lohngruppe würde der Stundenlohn bei 13,00 € liegen – nur 59 Cent oberhalb des ab 01.01.2024 geltenden gesetzlichen Mindestlohns. Für die Beschäftigten bedeuten diese Löhne in der Zukunft ein Rentenniveau, das zur Altersarmut führt. Im Großhandel bieten die Arbeitgeber nach drei Leermonaten (ab September 2023) eine Erhöhung von 5,1 % an.
„Die Kolleg:innen empfinden die Angebote als eine schallende Ohrfeige. Die Arbeitgeber ignorieren die existenziellen Probleme, die die Teuerung für die Beschäftigten bedeutet. Die Ausweitung unserer Streiks ist die Antwort auf diese Ignoranz. Die Beschäftigten werden so lange weiterkämpfen bis sie ihren Lebensunterhalt weiterhin existenzsichernd und würdevoll bestreiten können.“, erklärt Conny Weißbach, ver.di Verhandlungsführerin für den Einzelhandel.
ver.di fordert im Einzelhandel 2,50 Euro mehr Entgelt pro Stunde und ein Mindeststundenentgelt von 13,50 Euro pro Stunde. Im Großhandel fordert ver.di 13% mehr Lohn, und wie auch für den Einzelhandel eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung.
„Nach den letzten Angeboten, erleben wir bei ver.di eine starke Bereitschaft aus den Belegschaften aktiv zu werden. Wir werden mit der Ausweitung der Warnstreiks in den nächsten Tagen zeigen, dass der Handel ohne die Beschäftigten nicht funktioniert.“ ergänzt Weißbach.
In Berlin sind im Einzelhandel 150.000 und in Brandenburg 81.000 ganz überwiegend weibliche Beschäftigte vom Ausgang des Tarifkonfliktes betroffen. Im Großhandel sind es 53.800 in Berlin und Brandenburg.
Bildtermin: 11 Uhr „Am Lustgarten“ Ecke „Unter den Linden“ (Berliner Dom) in Fahrtrichtung zum Brandenburger Tor. Streikende stehen als Interviewpartner*innen zur Verfügung.
An dem gemeinsamen Streik von Einzel- und Großhandel beteiligen sich Beschäftigte folgender Unternehmen:
- Kaufland-Filialen
- Kaufland Lager in Lübbenau
- Rewe-Filialen und das Lager in Oranienburg
- Edeka-Filialen und die Lager Freienbrink und Mittenwalde
- Galeria
- H&M Stores
- Ikea Häuser
- ausgewählte Thalia Buchhandlungen
- Unternehmen des Pharmagroßhandels