Am Montagabend hat die Gewerkschaft ver.di sich mit dem Anne Frank Zentrum auf einen neuen Haustarifvertrag geeinigt. Er beinhaltet spürbare Verbesserungen für die Beschäftigten. Teil der Einigung ist eine weitere deutliche Angleichung der Entgelte an den Tarifvertrag der Länder. Dies bedeutet je nach Entgeltstufe zwischen sechs und 16% Entgeltsteigerungen. Die Honorare für freie Mitarbeiter*innen werden vorbehaltlich der Zustimmung des Vorstands bis zu 39% erhöht. Der Tarifabschluss im TV-L wird in der Höhe perspektivisch auf die Beschäftigten übertragen. Daneben regelt der Tarifvertrag Zeitzuschläge für Arbeit zu besonderen Zeiten, die Arbeit im Homeoffice und Maßnahmen zur sozialen Absicherung der Beschäftigten. Der Tarifvertrag gilt rückwirkend zum 1. Januar 2023.
Sorge bereitet den Beschäftigten des Anne Frank Zentrums indes, dass derzeit mehrere bundesweite Projekte gegen Antisemitismus von Kürzungen bedroht sind. Insgesamt müssen sich die Refinanzierungsbedingungen maßgeblich ändern. Das Anne Frank Zentrum wird bisher nicht institutionell gefördert und ist von Zuwendungen abhängig. Ver.di fordert, dass das Anne Frank Zentrum, wie alle Freien Träger von der Politik in die Lage versetzt wird, den Tarifvertrag der Länder zu zahlen – inklusive einer Altersvorsorge. Jana Seppelt, Verhandlungsführung: „Das Anne Frank Zentrum bangt aktuell um Mittel für mehrere Projekte gegen Antisemitismus, darunter der Anne Frank Tag, ein wichtiges Bildungsangebot für Schulen. Das ist politisch nicht zu verantworten. Die Sorgen auf Seiten des Arbeitgebers um Kürzungen von Bundesmitteln sind leider sehr nachvollziehbar. Dennoch konnten wir uns auf einen Weg einigen, um die Arbeitsbedingungen maßgeblich zu verbessern.“
Das Anne Frank Zentrum mit Sitz in Berlin, ist die deutsche Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam, anerkannter Träger der politischen Bildung und Koordinierungsstelle des Kompetenznetzwerks Antisemitismus. ver.di hat mit dem Anne Frank Zentrum bereits 2018 einen zukunftsweisenden Tarifvertrag abgeschlossen, der nun deutlich nachgebessert wurde. Die Tarifinitiative ist angetreten, die Lücke zum TV-L vollständig zu schließen. Dies ist aufgrund der Refinanzierungsbedingungen derzeit noch nicht gelungen. Sowohl die Forderung nach Dynamisierung aller Entgelte, als auch nach einer dem öffentlichen Dienst vergleichbaren Altersvorsorge konnten nicht umgesetzt werden. Trotzdem wurden für alle Beschäftigtengruppen sowie die freien Mitarbeiter*innen deutliche Verbesserungen erreicht. Mit dem Tarifabschluss kann nun auch die Refinanzierung über den Landeshaushalt beantragt werden.
Schon im September protestierten Beschäftigte des Anne Frank Zentrums vor dem Berliner Abgeordnetenhaus, dem Bundesministerium der Justiz und der Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin gegen die Sparpläne der Bundesregierung. „In Zeiten großer Krisen, antisemitischer Anfeindungen und rechtsextremer Wahlerfolge ausgerechnet bei der politischen Bildung zu kürzen, ist brandgefährlich und geschichtsvergessen. Bildungsträger wie das Anne Frank Zentrum brauchen Planungssicherheit und dafür eine verlässliche, dauerhafte und auskömmliche Finanzierung“, so Roman Guski, Mitglied der ver.di-Tarifkommission und im Betriebsrat des Anne Frank Zentrums.
Für Rückfragen:
Jana Seppelt, ver.di Landesfachbereichsleiterin für den Bereich Bildung in Berlin-Brandenburg
Jana.seppelt@verdi.de
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